Wie wirken sich die Lockdowns während der Corona-Pandemie auf das Wohlbefinden und die Erholung der Bevölkerung aus? Dieser Frage geht eine Studie des Zentrums für Public Health an der MedUni Wien, der FH Burgenland und der Universität Tampere in Finnland nach. Erste Zwischenergebnisse zeigen: Wer sich durch die Lockdowns eingeschränkt fühlt, kann in der Freizeit weniger gut abschalten und ist auch seltener dazu bereit, sich an die Corona-Schutzmaßnahmen zu halten.
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Wohlbefinden
Die Ergebnisse beruhen auf der ersten von zwei Befragungen. Die Querschnittserhebung wurde während des dritten Lockdowns in Österreich durchgeführt, der vom 19. Jänner bis zum 7. Februar 2021 andauerte. Die Stichprobe umfasste 1.216 Personen aus Oberösterreich, darunter 731 Frauen und 536 Männer.
Danach befragt, als wie einschränkend sie den Lockdown empfanden, antworteten 39 Prozent mit „sehr einschränkend“. 40 Prozent empfanden die Maßnahmen als „eher einschränkend“, 21 Prozent der Befragten fühlten sich nicht oder eher nicht eingeschränkt. Vor allem jüngere Befragte und Studierende fühlten sich durch den Lockdown eher eingeschränkt. Ebenso Teilnehmer, die sich Sorgen um die ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie machen.
Stress und Erschöpfung nahmen während des Lockdowns zu
Wer den Lockdown als einschränkend erlebte, fühlte sich auch häufiger erschöpft und gestresst. Unter den Teilnehmern, die den Lockdown als nicht einschränkend empfanden, gaben neun Prozent an, sich erschöpft zu fühlen, 18 Prozent berichteten von starkem Stress. Unter den Befragten, die den Lockdown als sehr einschränkend empfanden, fühlten sich dagegen 40 Prozent erschöpft, 50 Prozent litten unter starkem Stress.
Ein weiteres Ergebnis: Teilnehmer, die den Lockdown als stark einschränkend erlebten, waren weniger dazu bereit, sich an die Maßnahmen zu halten. Von den Befragten, die sich durch den Lockdown nicht eingeschränkt fühlten, gaben nur sieben Prozent an, sich nicht an die Corona-Schutzmaßnahmen zu halten. Unter den Teilnehmern, die sich stark eingeschränkt fühlten, waren es 32 Prozent. Wer sich vorrangig gesundheitliche Sorgen machte, war dabei eher bereit, die Schutzmaßnahmen zu befolgen. Personen, die sich vor allem um die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie sorgten, haben die Corona-Regeln weniger strikt eingehalten.
Einschränkung der Freizeitaktivität vermindert die Erholung
Die Studienautoren führen die Ergebnisse darauf zurück, dass der Lockdown vor allem die Freizeitaktivitäten betraf. In Folge habe es weniger Gelegenheit dazu gegeben, Müdigkeit und Stress abzubauen. Darunter habe die Qualität der Erholung gelitten, was wiederum zu weiterem Stress, wachsender Erschöpfung und einem Nachlassen der Selbstkontrolle geführt habe.
Eine zweite Befragung soll zu einem späteren Zeitpunkt nach Ende des aktuellen Lockdowns erfolgen. Die Forscher erwarten, dass die zweite Umfrage die Kernergebnisse der Zwischenauswertung bestätigt. Aus den bisherigen Ergebnissen lasse sich ableiten, dass bei zukünftigen Lockdowns achtsamer mit den Einschränkungen des Freizeitverhaltens umgegangen werden müsse. Ausreichende Möglichkeiten, Ermüdung und Stress abzubauen, seien wichtig, um die psychischen Auswirkungen der Schutzmaßnahmen zu reduzieren.