Die Darmkrebs-Rate sinkt inzwischen dank der Früherkennung bei den älteren Menschen. Die Zahlen des Krebsregisters verdeutlichen das. Doch weitere Studien zeigen, dass Darmkrebs bei jüngeren Menschen nun verstärkt auftritt. Hier ist ein starker Anstieg zu verzeichnen, wobei Forscher über die Ursachen bisher nur spekulieren. Ist der westliche Lebensstil daran schuld? Oder die geringe Diagnose- und Untersuchungsbereitschaft? Dies ist noch immer umstritten.
Darmkrebs trifft vermehrt jüngere Menschen
Darmkrebs trifft immer häufiger jüngere Menschen, die oftmals unter 50 Jahre alt sind. Dies ist aus einer Studie hervorgegangen, die die American Cancer Society im Fachblatt Gut (englische Bezeichnung für Darm) veröffentlichte. Schon länger gab es Hinweise darauf, dass die Darmkrebsraten bei Erwachsenen unter 50 ansteigen. Aber es wurden bei den bisherigen Studien nur einzelne Länder oder Regionen berücksichtigt.
In die Ergebnisse der aktuellen Studie jedoch flossen Daten aus 43 Ländern ein. Das Ergebnis machte deutlich, dass die Gefahr von Darmkrebs bei Jüngeren nicht unterschätzt werden sollte.
In Südkorea trat Darmkrebs zwischen 2008 und 2012 jedes Jahr bei 12,9 von 100.000 Menschen unter den 50-jährigen Einwohnern auf. Damit liegt das Land bei den Erkrankungsraten von Darmkrebs bei jüngeren Erwachsenen an der Spitze. Die indische Stadt Chennai weist hingegen die wenigsten Erkrankungen auf.
Darmkrebs – eine häufige Krebsart
Darmkrebs ist hierzulande bei Männern die dritthäufigste, bei Frauen die zweithäufigste Krebsart. Mittlerweile erkranken jedes Jahr bis zu 5.000 Menschen daran. Jährlich sterben rund 3.000 Patienten. Dabei gilt: Je früher die Krebserkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Das Problem ist hierbei allerdings, dass junge Menschen bei der Darmkrebs-Vorsorge vernachlässigt werden. Mit der Neugestaltung der Vorsorgeuntersuchung wurde in Österreich im Jahr 2005 eine Koloskopie lediglich für Patienten ab 50 als neue Vorsorgeleistung aufgenommen.
Selbst, wenn entsprechende Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blut im Stuhl auftreten, wird bei jungen Menschen oftmals nicht an Darmkrebs gedacht. Somit kann das Risiko für Darmkrebs bei jüngeren Menschen zu einer tödlichen Gefahr werden.
Zahl an Darmkrebs-Erkrankungen in Österreich, Italien und Litauen rückläufig
Im Hinblick auf die betrachtete aktuelle Studie wurde die Entwicklung der Darmkrebs-Erkrankungen bei unter 50-Jährigen der vergangenen 10 Jahre untersucht. Von 36 Ländern konnte im Zuge dessen eine stabile Darmkrebsrate in 14 Ländern festgestellt werden. In nur drei Ländern – Österreich, Italien und Litauen – waren weniger junge Menschen betroffen. 19 Länder verzeichneten jedoch einen Anstieg an Darmkrebserkrankungen.
Laut der Studie zeigte sich außerdem, dass in Australien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Schweden, Slowenien und in den USA bei Jüngeren immer mehr Darmkrebs-Erkrankungen vorkommen. Im Unterschied dazu bleibt die Rate bei Älteren konstant oder sinkt sogar.
Ein Umdenken ist fundamental
Die Autoren der Studie verweisen darauf, dass Ärzte in ihrer Einschätzung überwiegend auf die Symptome oder familiäre Vorbelastungen achten sollten. Eine vorsorgliche Screeningmethode ist bei Darmkrebs in der Familie demnach substanziell. Dies sollte unabhängig vom Alter der Patienten geschehen.
Daher ist es elementar, den Trend aufmerksam zu beobachten und entsprechend zu reagieren. Gegebenenfalls müssen sich die Leitlinien für Vorsorgeuntersuchungen ändern.
Es wird auch vermutet, dass die westliche Lebensweise und die damit verbundenen veränderten Lebens- und Ernährungsstile eine große Rolle spielen. Denn im Zeitalter des Fastfoods sowie stark verarbeiteter Lebensmittel sind viele Menschen übergewichtig. Möglicherweise liegt darin ein Grund für die deutliche Veränderung der Zahlen. Verabreichungen von Antibiotika an Kinder sollen ebenso damit zusammenhängen.
Fazit
Das Darmkrebs-Screening spielt für einen Rückgang an Darmkrebs bei den Senioren eine essenzielle Rolle. Problematisch wird es in den Ländern, bei welchen das Screening lediglich für ältere Erwachsene angeboten wird. Doch durch Stuhluntersuchungen und Darmspiegelungen ist es möglich, gewisse Krebsvorstufen festzustellen und zu entfernen. Auf diese Weise lassen sich eine gewisse Anzahl an Darmkrebsfällen verhindern.
Hier gilt es zu überlegen, ob die Möglichkeit auch jüngeren Personen geboten wird. Auf diese Weise kann Darmkrebs früh entdeckt werden oder zumindest eine Vorsorge stattfinden. Gleichzeitig ist es von hoher Relevanz, die veränderten Lebens- und Ernährungsstile nicht außer Acht zu lassen. In diesem Zusammenhang ist Aufklärung über eine gesunde Lebensweise notwendig.