Ärzte/-innen, Krankenpfleger/-schwestern, Therapeuten/-innen und andere Gesundheitsfachkräfte arbeiten in Spitälern Hand in Hand, um eine optimale Versorgung ihrer Patienten/-innen zu gewährleisten. Doch wie in jedem Arbeitsumfeld können sich auch hier Konflikte, Spannungen und schwierige Beziehungen zwischen Kollegen/-innen entwickeln. Der Umgang mit schwierigen Kollegen kann zu einer echten Herausforderung werden. Dies gilt insbesondere im Spital, in dem Zeitdruck, emotionale Belastungen und hohe Erwartungen allgegenwärtig sind. Die Art und Weise, wie Mitarbeiter/innen in Spitälern mit diesen Herausforderungen umgehen, hat nicht nur Auswirkungen auf ihre eigene Arbeitszufriedenheit, sondern auch auf die Qualität der Patientenversorgung und somit auf das Gesundheitssystem.
Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Strategien und Techniken zu entwickeln, um im Umgang mit schwierigen Kollegen/-innen nicht nur den Frieden zu bewahren, sondern auch zu einer produktiven und positiven Atmosphäre beizutragen. Wie das geht, zeigt dieser Artikel.
Auswirkungen auf das Spital
Der Umgang mit schwierigen Kollegen/-innen kann erhebliche Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld im Spital haben, die von der individuellen Ebene bis zur Gesamtleistung des Teams reichen. Diese Auswirkungen können sich auf die Arbeitszufriedenheit, den Stresslevel und die Qualität der Patientenversorgung auswirken.
Schwierige Kollegen/-innen können das Arbeitsklima negativ beeinflussen, was zu einer allgemeinen Abnahme der Arbeitszufriedenheit führen kann. Die ständige Belastung durch unangenehme Interaktionen kann die Motivation und den Enthusiasmus der Teammitglieder beeinträchtigen. Konflikte und Spannungen im Team können wiederum den Stresslevel der Gesundheitsfachkräfte erhöhen und die Teamdynamik und die Zusammenarbeit beeinträchtigen. Ein gestörtes Team kann ineffizient arbeiten, was die Effektivität der Patientenversorgung beeinträchtigen kann.
Zu viele schwierige Kollegen/-innen im Team können dazu führen, dass talentierte Fachkräfte das Team verlassen, um sich vor belastenden Situationen zu schützen. Dies kann zu Fluktuation und einem Verlust wertvoller Ressourcen führen. Eine Spitalkultur, in der der Umgang mit schwierigen Kollegen/-innen nicht angemessen gehandhabt wird, wirkt sich dann negativ auf das gesamte Krankenhausumfeld aus.
Erkennen von schwierigen Kollegen/-innen
Die Identifizierung von schwierigen Kollegen/-innen ist der erste Schritt, um effektiv mit ihnen umgehen zu können. Diese Personen können das Arbeitsumfeld belasten und die Teamdynamik stören. Schwierige Kollegen/-innen äußern oft ständig negative Kommentare über ihre Arbeit, das Team oder die Umstände. Sie neigen dazu, Pessimismus zu verbreiten und können dadurch das allgemeine Arbeitsklima beeinträchtigen.
Aber auch Kollegen/-innen, die Schwierigkeiten haben, klar und respektvoll zu kommunizieren oder übermäßig kritisch sind, können zu Missverständnissen und Frustration führen. Sie finden oft Fehler oder Mängel, anstatt konstruktive Lösungen anzubieten, und verfügen obendrein meist über mangelhafte Kommunikationsfähigkeiten. Daraus resultiert oft mangelnde Teamarbeit, da sich diese Kollegen/-innen abschotten und wenig Interesse an der Zusammenarbeit zeigen. Sie können z.B. Informationen zurückhalten oder sich weigern, gemeinsam an Projekten zu arbeiten.
Empathie und Verständnis
Das Zeigen von Empathie und Verständnis gegenüber schwierigen Kollegen/-innen ist der Schlüssel zu einem konstruktiven Umgang mit zwischenmenschlichen Herausforderungen im Krankenhausumfeld. Empathie ermöglicht nicht nur eine bessere Kommunikation, sondern trägt auch zur Schaffung einer unterstützenden und kooperativen Arbeitsatmosphäre bei. Indem man sich in die Lage des anderen versetzt und versucht, die Welt aus seiner Perspektive zu sehen, entsteht eine menschliche Verbindung. Das zeigt, dass man bereit ist zuzuhören und sich für die Gefühle und Gedanken des/-r anderen zu interessieren.
Empathie erleichtert eine offene und ehrliche Kommunikation. Kollegen/-innen fühlen sich eher wohl, ihre Anliegen zu teilen, wenn sie spüren, dass ihre Meinungen und Emotionen respektiert werden. Jeder Mensch hat seine eigenen Motivationen, Bedenken und Lebensumstände. Durch Empathie kann man versuchen, diese Hintergründe zu verstehen, was dazu beitragen kann, das Verhalten von schwierigen Kollegen/-innen nachvollziehen zu können.
Empathie bedeutet aber nicht, dass man unangemessenes Verhalten tolerieren sollte, sondern vielmehr, dass man versucht, die menschlichen Aspekte hinter diesem Verhalten zu verstehen. Durch den Einsatz von Empathie und Verständnis können Ärzte/-innen, Krankenpfleger/-schwestern, Therapeuten/-innen und andere Gesundheitsfachkräfte nicht nur die Zusammenarbeit im Team verbessern, sondern auch dazu beitragen, eine positivere Arbeitsatmosphäre im Krankenhausumfeld zu schaffen.
Tipps für Konstruktive Kommunikation und Konfliktmanagement
Effektive Kommunikation im Spital ist von entscheidender Bedeutung, da sie das Fundament für eine reibungslose Zusammenarbeit, die Qualität der Patientenversorgung und die Bewältigung von Herausforderungen bildet. Besonders in einem hektischen Umfeld wie einem Spital ist klar und respektvoll zu kommunizieren unerlässlich, um Missverständnisse zu minimieren und Konflikte zu vermeiden. Dabei helfen die folgenden Tipps:
- Ruhe bewahren und nicht impulsiv reagieren
- aufmerksam zuhören, bevor man antwortet
- Schuldzuweisungen vermeiden und eigene Perspektiven in Ich-Aussagen ausdrücken
- geeigneten Zeitpunkt für Gespräche über schwierige Themen wählen
- Aussagen positiv und konstruktiv formulieren
- Grenzen setzen bei Respektlosigkeit oder Aggressivität
- Missverständnisse ruhig und freundlich klären
Die Bedeutung persönlicher Grenzen
Das Setzen und Wahren persönlicher Grenzen ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere in einem herausfordernden Umfeld wie einem Spital. Gesundheitsfachkräfte wie Ärzte/-innen, Krankenpfleger/-schwestern und Therapeuten/-innen sind oft starken Belastungen ausgesetzt. Das Einhalten persönlicher Grenzen kann dazu beitragen, ihre Arbeitsbeziehungen zu verbessern und unnötigen Stress zu vermeiden.
Das Setzen von Grenzen zeigt, dass man sich selbst respektiert und auf seine eigenen Bedürfnisse achtet. Dies fördert das Selbstwertgefühl und das allgemeine Wohlbefinden. Grenzen helfen, klare Erwartungen und Grenzen in Bezug auf Verhalten, Arbeitsaufgaben und persönlichen Raum zu setzen. Dies vermeidet Missverständnisse und Konflikte. Durch das Setzen von Grenzen können Gesundheitsfachkräfte Überlastung und Burnout vorbeugen. Indem sie wissen, wann sie Nein sagen müssen, verhindern sie Überforderung. Ohne klare Grenzen können Kollegen/-innen oder Vorgesetzte versehentlich – oder absichtlich – von ihrer Zeit, Fähigkeiten oder Energie profitieren.
So können persönliche Grenzen gesetzt und gewahrt werden:
- eigene Bedürfnisse, Stressfaktoren und persönlichen Belastungsgrenzen erkennen
- Grenzen freundlich und klar ausdrücken
- dazu stehen, auch wenn andere nicht sofort zustimmen
- Prioritäten setzen und sich auf wesentliche Aufgaben konzentrieren
- Zusatzaufgaben ablehnen, wenn sie Grenzen und Kapazitäten überschreiten
Selbstfürsorge im Umgang mit schwierigen Kollegen/-innen
Die Bedeutung von Selbstfürsorge kann nicht genug betont werden, besonders wenn man im anspruchsvollen Umfeld eines Spitals arbeitet und mit schwierigen Kollegen/-innen konfrontiert ist. Selbstfürsorge ist der Schlüssel, um die eigene Gesundheit, das Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit aufrechtzuerhalten. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um sich auf die Herausforderungen des Spitalumfelds vorzubereiten.
Stressbewältigung
Atemtechniken helfen beim Stressabbau, wenn eine Situation herausfordernd wird. Auch regelmäßige körperliche sportliche Aktivität reduziert Stress und die hebt Stimmung. Entspannungsmethoden wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen helfen dabei, sich zu beruhigen. Auch Malen, Schreiben, Musizieren oder Tanzen können als Ventil dienen, um Emotionen auszudrücken und Stress abzubauen.
Work-Life-Balance
Vor allem im Gesundheitswesen müssen klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit gesetzt werden. Auch Chefärzte/-innen müssen nicht ständig erreichbar sein, sondern brauchen Zeit für Erholung. Regelmäßige Pausen während des Arbeitstages helfen dabei, sich zu erholen und Energie zu tanken. Zeitmanagement und Priorisierung beim Planen von Aufgaben und Verpflichtungen vermeidet Überlastung. Und wer seine Hobbys und Interessen außerhalb der Arbeit pflegt, schafft Abwechslung und steigert sein Wohlbefinden.
Unterstützung suchen
Der Austausch von Gedanken mit vertrauten Kollegen/-innen, Freunden/-innen oder Familienmitgliedern über stressige Erfahrungen kann entlastend sein. Bei anhaltendem Stress oder emotionaler Belastung kann es notwendig werden, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wie z.B. psychologische Beratung. Manche Spitäler bieten ihren Mitarbeitern/-innen solche psychologische Unterstützung und Ressourcen an.