Die Gesundheitsversorgung bildet eine der wichtigsten Bausteine für die Bevölkerung. Sie setzt sich aus drei Säulen zusammen: Prävention sowie Gesundheitsförderung, Rehabilitation und vor allem aus Diagnostik und Behandlungen. Ein gut funktionierendes Gesundheitswesen steigert die Zufriedenheit sowie Lebensqualität der Bevölkerung und folglich trägt sie auch zur Wirtschaftlichkeit sowie Stabilität Österreichs bei.
Doch nun zeigt eine Umfrage, dass die Zufriedenheit in der Bevölkerung im Rahmen von Gesundheitsversorgungen starke Einbrüche hat. Der Grund: mangelnde Fairness durch das Gefühl einer Zwei-Klassen-Medizin. Der Austrian Health Report veröffentlichte dazu aktuelle Umfragedaten.
Gesundheitsversorgung nach Einkommen
Österreich dokumentierte 2023 den besten Ärztestand innerhalb Europas. Dennoch nimmt die Anzahl an Kassenärzten ab. Dafür steigen die Zahlen für Wahlärzte stetig an. Doch die diese muss man sich leisten können und das können viele Österreicher mit geringem Einkommen nicht.
Die Ergebnisse der Umfrage des Austrian Health Reports sind ernüchternd. Sie zeigen, wie viele Österreicher sich in der medizinischen Versorgung wegen zu geringem Einkommen benachteiligt fühlen, weil sie sich Privatversicherungen oder privat zu finanzierende Medizinleistungen nicht leisten können und deshalb eine Zwei-Klassen-Medizin sehen.
Austrian Health Report: Umfrageergebnisse einer Zwei-Klassen-Gesundheitsversorgung
An der Umfrage nahmen Personen mit geringem Einkommen sowie mit einem Einkommen von über 3.500 Euro monatlich teil. Die Anzahl von befragten Männern und Frauen war gleich, um eventuelle Gender-Unterschiede erkennen zu können.
Insgesamt 79 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass Menschen eine schnellere Behandlung erhalten, wenn sie sich entsprechende Privatversicherungen leisten oder medizinische Leistungen aus eigenen Mittel finanzieren können. Ein Geschlechterunterschied ist nicht zu erkennen, weil die gleiche Anzahl an Frauen und Männern dieser Meinung sind.
Bei den befragten Auszubildenden der Z-Generation mit unter 30-Jährigen, sehen das 69 Prozent ebenso. In der Gesamtheit der Auszubildenden äußerten sich 61 Prozent über das Bestehen einer Zwei-Klassen-Medizin.
Überraschenderweise empfinden auch 81 Prozent der Österreicher mit einem höheren Einkommen über 3.500 Euro, dass sich Besserverdienende einen schnelleren Zugang zu Gesundheitsversorgungen sowie Behandlungsvorteile leisten (können) als die, welchen geringer Verdienenden von Kassenärzten zugängig sind. Im Burgenland ist diese Meinung mit 90 Prozent besonders stark vertreten.
Fairness in der österreichischen Gesundheitsversorgung
25 Prozent aller Befragten geben an, dass es mit der Behandlungsqualität in der österreichischen Medizinversorgung fair zugeht und somit die Einkommenshöhe keinen Einfluss auf die Gleichstellung nimmt. Das meinen 29 Prozent der Männer, aber nur 22 Prozent der Frauen.
Auch in den einzelnen Bundesländern zeigen sich Unterschiede: In Wien befinden 31 Prozent der Befragten das Gesundheitssystem für fair, in Salzburg 30 Prozent und im Vorarlberg sind es nur noch 16 Prozent, die an die Fairness glauben.
Insgesamt sind es nur 49 Prozent, und damit weniger als jeder Zweite der Umfrageteilnehmer, die mit der österreichischen Medizinversorgung zufrieden oder sehr zufrieden sind.
Ärztekammer Wien sieht dringenden Handlungsbedarf
Die Ärztekammer Wien schließt sich den Worten von Sandoz-CEO Peter Stenico an, dass selbstverständlich jeder Österreicher einen gerechten Zugang zu Medizinleistungen erhalten sollte.
Wenn lediglich jeder vierte Bürger das österreichische Gesundheitssystem für fair hält, dann sieht die Ärztekammer Wien einen dringenden Handlungsbedarf im Gesundheitswesen, um der drohenden Zwei-Klassen-Medizin entgegenzuwirken und die medizinische Kassenversorgung auf hohem Niveau zu halten. „Es wird Zeit für die Verantwortlichen, sich dem dringenden Handlungsbedarf bewusst zu werden und endlich geeignete Maßnahmen zu ergreifen“, so der Präsident der Wiener sowie Österreichischen Ärztekammer Johannes Steinhart.