Neue Kollegen, neuer Chef, neue Umgebung, Laufzettel ausfüllen, Schlüsselübergabe, den Spind finden, die Gepflogenheiten kennenlernen … Der erste Tag im Krankenhaus ist für einen Turnusarzt überaus aufregend und bringt sehr viel Input. Da vergisst man leicht mal das „Guten Morgen“ oder andere Höflichkeiten. Einer von vielen Fehltritten, die man unbedingt versuchen sollte zu vermeiden, um im neuen Kollegium glücklich zu werden. Wie man im Klinikalltag zurechtkommt, möglichst ohne mit seinem Umgang ständig anzuecken, soll der folgende Beitrag zeigen.
Der richtige Umgang mit dem Pflegepersonal
Gerade die ersten Wochen und Monate auf einer neuen Station sind für das Verhältnis zum Pflegepersonal essenziell. Es finden mehrmals täglich Dienstübergaben statt, in denen man nicht nur fachliches austauscht. Verfehlungen können schnell die Runde machen und zur Meinungsbildung beitragen. Es ist daher wichtig einige, eigentlich selbstverständliche Grundregeln, im Umgang mit den Kollegen aus der Pflege zu beachten.
Bei den neuen Kollegen vorstellen
Wie oben schon erwähnt, ist es ein Zeichen der Höflichkeit, sich bei allen neuen Kollegen vorzustellen. Hierbei sollte man nach Möglichkeit niemanden zu vergessen. Das zeigt deine Wertschätzung und wird durch Hilfsbereitschaft und Verständnis honoriert, auf die du gerade am Anfang angewiesen sein wirst.
Mit Abläufen im Krankenhaus vertraut machen
Auf jeder Krankenstation gibt es gewisse Abläufe, Strukturen und Routinen, die meistens schon lange vor deinem ersten Arbeitstag eingeführt worden sind und die von allen Kollegen berücksichtigt werden. Versuche diese herauszufinden und dich ebenfalls daran zu halten. Hierzu zählen unter anderem Ordnung und Sauberkeit. Die Pflegekräfte reagieren zu Recht sehr empfindlich darauf, wenn jemand sein Zeug einfach stehen und liegen lässt. Das stört die Routinen erheblich. Und wer räumt schon gern den Müll von anderen weg? Das gilt im Besonderen für alle spitzen Gegenstände, wie Kanülen, Skalpelle oder Spritzen, von denen darüber hinaus auch noch eine Verletzungs- und Infektionsgefahr ausgeht.
Patienten gemeinsam betreuen
Die Pflegerinnen und Pfleger begegnen dem Patienten meist auf einer anderen Ebene, auf die man als Arzt im stressigen Alltag kaum Zugriff hat. Daher sollte die Betreuung der Patienten als Miteinander verstanden werden, zu dem jede Partei ihren Anteil beitragen kann.
Unterstützung anbieten
Tu auch mal etwas, das gar nicht zu deinem Aufgabenbereich gehört, wenn dafür die Zeit ist. Fragt beispielsweise der Anästhesist am Ende des Arbeitstages beim Pflegepersonal nach, ob es Hilfe beim Herrichten des Arbeitsplatzes für den nächsten Tag braucht, wirkt allein die Frage teilweise schon wahre Wunder.
Keine ärztlichen Tätigkeiten delegieren
Pflegekräfte haben rein rechtlich gesehen, definierte Kompetenzbereiche. Achte also darauf, dass du keine Tätigkeiten delegierst, die eigentlich zu den ärztlichen Aufgaben gehören. Hier kann es auch strafrechtliche Konsequenzen geben. Am besten informierst du dich bei den ärztlichen Kollegen nach den Hausregeln und hältst dich an diese.
Der richtige Umgang mit Kollegen – vom Turnusarzt bis hin zum Chefarzt
Wer frisch von der Universität kommt und erstmals in einem Klinikum arbeitet, hat zwar häufig ein umfangreiches theoretisches Wissen, kennt aber damit noch lange nicht die Routinen und praktischen Abläufe in einem Krankenhaus. Angefangen vom Aufbewahrungsort des Druckerpapiers bis hin zur Assistenz im OP-Saal, ist man zu Beginn meist voll und ganz auf Hilfe angewiesen. Dem gegenüber stehen nach dem langen Studium hohe Erwartungen und man ist vom ersten Tag an in seiner Rolle als Arzt gefordert.
Die Turnusärzte
Eine gute Anlaufstation für jede Art von Fragen zum Stationsablauf, Pausenzeiten, Dienstplan und andere wichtige allgemeine Dinge sind meistens die anderen Turnusärzte der Abteilung. Da man sich häufig auch den Dienstplan mit ihnen aufteilt und vielleicht auch mal einen Dienst tauschen will oder muss, sind die jungen Kollegen sehr wichtig und man sollte mindestens auf der beruflichen Ebene gut miteinander auskommen.
Die Fachärzte
Zwar können Fachfragen häufig schon unter den Turnusärzten geklärt werden, aber da es oft auch um rechtliche Verantwortung geht, sollte man sich mit Fachfragen im Zweifelsfall immer mindestens an einen Facharzt wenden. Da diese Kollegen meist auch erfahren an Berufsjahren sind macht man damit nichts falsch und zeigt, dass man verantwortungsvoll mit seinen Aufgaben umgeht, anstatt fahrlässig Fehler zu begehen aus Scham oder noch schlimmer aus Überheblichkeit.
Die Oberärzte
Meistens haben die Oberärzte der Station zusätzlich noch spezifische Aufgaben inne. Sie koordinieren beispielsweise die Ausbildung der Turnusärzte, erstellen das OP-Programm oder andere organisatorische Dinge. Es ist daher wichtig, alle Funktionen zügig kennenzulernen, damit man mit speziellen Anliegen auch seinen Ansprechpartner kennt.
Der Chefarzt
Den Chefarzt oder die Chefärztin hat man im Normalfall bereits im Vorstellungsgespräch kennengelernt und weiß daher schon grob wie er oder sie tickt. Es ist sehr hilfreich ein gutes Verhältnis zum Chefarzt zu haben, was nicht gleichbedeutend mit „Einschleimen“ ist. Vielmehr geht es darum, dass das letzte Wort immer der Chef hat, der einen im Zweifelsfall auch vor Anfeindungen oder Fachdiskussionen mit Kollegen anderer Fachrichtungen protegiert. Gleichermaßen sollte man sich auch nicht zur Marionette der Kollegen oder des Chefarztes machen lassen und Grenzüberschreitungen, bei beispielsweise der Dienstplanung, auch konsequent und offen ansprechen. Nur so ist ein auf Gegenseitigkeit beruhendes, respektvolles Miteinander möglich.
Kollegen anderer Fachrichtungen
Kollegen anderer Fachrichtung sind im Krankenhausalltag sehr wichtig für einen reibungslosen Ablauf der eigenen Station und Anliegen und sollten daher auch einen hohen Stellenwert haben, wenn es um Respekt und Höflichkeit geht. Gerade im 24-h-Dienst ist ein guter Draht zu den anderen Fachrichtungen teilweise essenziell und beruht auf einem Geben und Nehmen. Möchte ich schnelle und kompetente Hilfe, sollte ich auch selbst jederzeit dazu bereit sein.
Im Allgemeinen kann man zusammenfassen, dass Omas Weisheit: „Wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es auch wieder heraus“ auch in einem Krankenhaus oder vielleicht, wegen des hohen Maßes an Verantwortung und der steigenden Arbeitsbelastung, VOR ALLEM in einem Krankenhaus gilt. Wenn man möchte, dass man respektvoll, höflich und herzlich aufgenommen wird und einem in schwierigen Situationen schnell und kompetent geholfen wird, dann sollte man zunächst bei sich selbst beginnen und die Kollegen im Umgang so behandeln, wie man gern selbst behandelt werden möchte.