Wer heute zwischen Terminen, Meetings und wertvoller Zeit mit der eigenen Familie auch noch Sporteinheiten eingeplant bekommt, gilt als wahres Organisationstalent. Dass Bewegung und Sport im Alltag eine untergeordnete Rolle spielen ist für alle Fakt, die eine überwiegend sitzende Arbeitstätigkeit ausüben. Regelmäßig Zeit für Sporteinheiten freizumachen, lohnt sich aber auf lange Frist durchaus. Eine aktuelle Studie hat nachgewiesen, dass Bewegungsarmut ein unabhängiger Faktor für später auftretende Krebserkrankungen ist. Die Details dazu schildert dieser Beitrag.
Krebserkrankungen vorbeugen durch Bewegung
Kardiovaskuläre Erkrankungen waren früher die häufigste Todesursache. Mittlerweile wurden sie von den Krebserkrankungen eingeholt. Dabei ist festzustellen, dass über die Hälfte aller Todesfälle durch Krebs durch einen gesunden Lebensstil potentiell vermeidbar wären. Dass gerade regelmäßige Bewegung onkologischen Erkrankungen vorbeugt, ist bekannt: Das aktive, sportliche Leben gilt als einer der wichtigsten Lebensstilfaktoren, die das Risiko, an Krebs zu erkranken, senken.
Aber auch das Risiko an einer Krebserkrankung zu sterben ist für sportliche Menschen wesentlich geringer. Deswegen wird gezielte Bewegung von mindestens 150 Minuten pro Woche in Leitlinien zur Primär- und Sekundärprävention empfohlen. Dies meint mittlere bis starke körperliche Aktivität, beispielsweise in Form von Ausdauer- oder Krafttrainingseinheiten.
Langes Sitzen kann gefährlich werden
Aber längst nicht alle Menschen beherzigen diesen Rat, sich regelmäßig in diesem Umfang sportlich zu betätigen. In den USA erreichen weniger als 25 Prozent der Erwachsenen diese Anforderung. Längst bekannt ist, dass das stundenlange Sitzen, wie es beispielsweise Bürojobs mit sich bringen, alles andere als gesundheitsförderlich ist. Epidemologische Studien konnten allerdings jetzt nachweisen, dass nicht nur die kardiovaskuläre Mortalität durch diesen Faktor erhöht wird, sondern auch Krebserkrankungen auf lange Sicht begünstigt werden.
Dieser Zusammenhang wurde von Prof. Susan Gilchrist im Rahmen einer Studie der Universität Texas genauer untersucht. Sie beschäftigte sich mit der Frage, inwiefern sich lange Sitzzeiten auf das Risiko auswirkten, tatsächlich an Krebs zu sterben.
Langer Beobachtungszeitraum
Um dieser Frage nachzugehen, musste das Gesamtvolumen der im Sitzen verbrachten Zeit bestimmt werden. Hierzu wurden die Studienteilnehmer mit einem tragbaren Akzelerometer ausgestattet, das aufzeichnen konnte, wann es zu längeren, nicht unterbrochenen Perioden des Sitzens kam. Mit etwa 8000 Studienteilnehmern und einer Beobachtungsdauer von 2009 bis 2013 wurden Menschen ab dem 45. Lebensjahr untersucht, die zum Beginn der Studie noch nicht an Krebs erkrankt waren. Die Ergebnisse der Auswertungen waren recht eindeutig. Diejenigen Probanden, die am längsten gesessen hatten, besaßen ein um 82 Prozent erhöhtes Risiko, an Krebs zu sterben im Vergleich zu denjenigen Studienteilnehmern, die sich im Beobachtungszeitraum mehr bewegt hatten. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass dieses Ergebnis unabhängig von Faktoren, wie Alter, Geschlecht und allgemeinem Gesundheitszustand zustande kam.
Bewegung – entscheidender Baustein für ein gesundes Leben
Dieses Studienergebnis unterstreicht zweifelsohne, wie wichtig regelmäßige Bewegung für die Gesundheit ist. Auch trainierte und ansonsten gesunde Menschen erhöhen ihr Risiko, an Krebs zu erkranken, wenn sie längere Einheiten des Sitzens nicht immer wieder unterbrechen. Die gute Nachricht dabei ist, dass bereits kurze Unterbrechungen des Sitzens zu einem positiven Effekt führen. Die Studie um Prof. Gilchrist zeigte auch, dass bereits kleine Unterbrechungen, die wenige Minuten andauern, einen positiven und präventiven Effekt haben. Dazu ist es scheinbar bereits ausreichend, einmal pro Stunde für fünf Minuten das Büro für eine kleine Runde des Gehens zu verlassen oder Treppen zu steigen.
Sport unterstützt den Genesungsprozess
Die präventive Wirkung von Sport ist mittlerweile nicht mehr abzustreiten. Regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Risiko an Krebs zu erkranken. Dies gilt in besonderem Maß für Darmkrebs und hormonabhängigen Brustkrebs nach der Menopause. Für diese beiden Krebserkrankungen kann sogar festgestellt werden, dass das Erkrankungsrisiko mit steigender Dauer der Sporteinheiten pro Woche weiter absinkt.
Trotz aller Sportlichkeit und optimaler Gestaltung des Lebensstils lassen sich leider nicht alle Krebserkrankungen vermeiden. Sowohl während der Behandlung als auch in Remission ist Sport ein nachweislich wichtiger und ganz direkter Baustein, um den Verlauf positiv zu beeinflussen. Patienten, die vor ihrer Erkrankung eher inaktiv waren und Sport nun als Teil ihrer Lebensgestaltung annehmen, profitieren durch Senkung der Rückfallgefahr, aber auch durch eine verbesserte Lebensqualität und Linderung von Therapienebenwirkungen. Vor diesem Hintergrund ist es an der Zeit, bei der Arbeitsplatzgestaltung, aber auch bei der Verteilung der Arbeitszeit umzudenken und Mitarbeitern das Einlegen kleinerer, regelmäßiger Pausen zu erleichtern.