Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen, die ausschließlich von Mikroorganismen wie den Bakterien der Darmflora gebildet werden. Die B-Vitamine kommen in größeren Mengen in tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch und Eiern vor und sind essenziell für den gesamten menschlichen Körper. So ist das Vitamin unentbehrlich für Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion. Zudem spielt es eine entscheidende Rolle bei einigen Stoffwechselprozessen, darunter der Abbau von Fettsäuren. Im folgenden Artikel werden seine Wirkweise und Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Vitamin B12 erläutert.
Inhaltsverzeichnis
Vitamin B12 – Wirkung und Aufgaben
Nach seiner Freisetzung aus der Nahrung durch die Magensäure und Verdauungsenzyme passieren die Vitamine zunächst in einem Säureschutzmantel aus Glykoprotein (Haptocorrin) den Magen. Im Zwölffingerdarm wird es von diesem abgespalten und an den Intrinsic Factor gebunden, der von den Belegzellen der Magenschleimhaut bereitgestellt wird. Dieser Vitamin-Faktor-Komplex tritt im letzten Dünndarmabschnitt, dem Ileum, in die Blutbahn über. Von dort erfolgt die bedarfsadaptierte Aufnahme in die Zellen.
Vitamin B12 – Tagesbedarf
Der menschliche Körper kann Vitamin B12 nicht selbst herstellen, sondern die Aufnahme muss mit angereicherten Lebensmitteln über die Nahrung erfolgen, ggf. zusätzlich durch Nahrungsergänzungsmittel. Hier gibt es eine Liste mit den besten Quellen:
Der Tagesbedarf an Vitamin B12 im Blut beträgt bei Säuglingen noch etwa 0,4 µg (Mikrogramm). Ab dem Kleinkindalter steigt der Bedarf bis auf etwa 4 µg pro Tag an. Bei Schwangeren und stillenden Frauen liegt der Wert mit 4,5 bis 5,5 µg noch etwas höher.
Wichtig ist, dass der Intrinsic Factor aus den Zellen der Magenschleimhaut zur Resorption von Vitamin B12 unerlässlich ist und nur nahrungsabhängig gebildet wird. Daher ist die punktuelle Aufnahmekapazität limitiert. Zur Gewährleistung einer ausreichenden Versorgung, sollte daher der Gehalt an Vitamin B12 in der Nahrung auf mehrere Dosen pro Tag verteilt sein.
Vitamin B12-Wert – Wann zu hoch?
Kann Vitamin B12 nicht regelrecht in die Zellen aufgenommen werden, was bei verschiedenen Stoffwechselentgleisungen der Fall ist, so steigen die Blutspiegel bei gleichzeitiger Minderversorgung des Körpers an. Auch Erkrankungen der Leber, dem wichtigsten B12-Speicher, und der Nieren, welche die Ausscheidung regulieren, können zu erhöhten Werten beitragen. Funktionsstörungen des Knochenmarks oder Krebserkrankungen sind weitere mögliche Ursachen.
Vitamin B12-Mangel
Ein Vitamin B12-Mangel hat gravierende Auswirkungen auf das Immunsystem des Menschen und kann den Nerven schaden. Bei einem Vitaminmangel sind im Falle von B12 die Endschritte des Folsäurestoffwechsels gestört, was zu einer fehlerhaften DNA-Synthese und Blutbildung führt. Hieraus resultieren Auffälligkeiten der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), der Gerinnungsplättchen (Thrombozyten) und vor allem der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Es kommt zu Nervenschäden, die eine Blutarmut zur Folge haben können.
Mögliche Symptome bei Mangelzustand
Folgende Symptome können auftreten:
- Müdigkeit
- Schwäche
- Blässe
- Kribbeln in Händen und Füßen
- Schwindel
- Taubheitsgefühle
Meist zeigen sich bereits lange vor der Entdeckung der Anämie Ausfälle des zentralen und peripheren Nervensystems. Diese präsentieren sich häufig als Empfindungsstörungen oder motorische Beeinträchtigungen. Sie sind die Folge eines Abbaus der Nervenhüllen im Gehirn und Rückenmark und beruhen auf einer Unterversorgung durch die Störung des Folsäurestoffwechsels im Körper.
Gelegentlich ist eine unzureichende Versorgung mit Vitamin B12 auf eine einseitige Ernährung, ohne oder mit nur sehr geringen Anteilen an tierischen Lebensmitteln zurückzuführen. Häufiger finden sich Resorptionsstörungen durch eine unzureichende Bildung des Intrinsic Factors. Gründe hierfür können Erkrankungen oder Operationen des Magens sein. Außerdem kann die längerfristige Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI), einer Gruppe von Medikamenten, welche die Belegzellen des Magens blockieren und somit die Bildung von Magensäure und Intrinsic Factor unterdrücken, die Ursache sein. Auch Erkrankungen des Darms wie die glutensensitive Enteropathie (Sprue oder bei Kindern Zöliakie), bestimmte entzündliche Darmerkrankungen und ein Befall mit Fischbandwurm können in einer gestörten Aufnahme des Vitamins resultieren. Autoimmune Erkrankungen der Schilddrüse können parallel zu einem Mangel vorliegen und sollten Anlass für eine entsprechende Abklärung sein.
Durch die hohe Speicherkapazität der Leber für Cobalamin treten Mangelzustände oft erst nach Jahren auf und können daher bei frühzeitiger Optimierung der Zufuhr und Aufnahme häufig vermieden werden.
Vitamin B12 – Überdosierung
Eine Überdosierung ist allein durch die Ernährung kaum möglich. Denn die Aufnahme des hitzelabilen Vitamins wird durch die Menge des Intrinsic Factors limitiert. Therapeutisch kann diese Einschränkung durch die Einnahme hochdosierter Präparate übergangen werden, die teils auch durch Diffusion über die Darmwand ins Blut gelangen.
Sobald die Serumspiegel steigen, wird allerdings die Ausscheidung von Cobalamin durch die Niere gesteigert und das Gleichgewicht wiederhergestellt. Dieser Mechanismus wirkt gleichermaßen bei der Injektion oder Infusion von Präparaten. Daher würde eine Blutspiegelerhöhung durch Überdosierung nur bei massiv gesteigerter Aufnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und gleichzeitiger schwerer Nierenerkrankung auftreten. Eine übermäßige Vitamin B12-Zufuhr kann allerdings allergische Haut- und Systemreaktionen auslösen.
Lebensmittel mit hohem Vitamin B12-Gehalt
Sowohl Tiere als auch Menschen nehmen das von Mikroorganismen produzierte Vitamin mit der Nahrung auf. Wenngleich Darmbakterien ebenfalls Cobalamine produzieren, hat dies keinen Nutzen für den Menschen, da die Bildung des Vitamins erst im Dickdarm beginnt, die Resorption jedoch bereits im Dünndarm abläuft.
Gute Lieferanten sind vor allem Fleisch und Innereien (insbesondere Leber), Milchprodukte und Eier sowie Fisch und Meeresfrüchte. Pflanzliche Lebensmittel wie Meeresalgen oder Sauerkraut können durch bakteriellen Besatz und Gärungsvorgänge zwar ebenfalls Vitamin B12 enthalten. Dieses liegt jedoch in einer schlechter resorbierbaren Form vor und zudem selten in ausreichender Konzentration. Vor allem bei veganer Ernährung wird daher empfohlen, Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B12 dauerhaft einzunehmen.
Häufige Fragen zu Vitamin B12
- Was ist Vitamin B12?
- Wie lange dauert es, bis Vitamin B12 wirkt?
- Welche Ursache hat ein sehr hoher Vitamin B12-Wert?
- Vitamin B12 zu hoch – Was tun?
- Wie lange dauert es einen Vitamin B12-Mangel zu beheben?
Vitamin B12 ist ein in tierischen Lebensmitteln vorkommendes wasserlösliches Vitamin, das über ein komplexes Zusammenspiel von Magensaft-Bestandteilen (Intrinsic Factor) und weiteren Verdauungsenzymen im Darm aufgenommen wird. Es steht in enger Wechselbeziehung mit Folsäure (Folat) und ist unerlässlich für die Differenzierung und Ausreifung der Blutzellen, die Synthese der DNA und die regelrechte Funktion der Nerven.
Grundsätzlich wirkt Vitamin B12 mit Beginn der Zufuhr (in geeigneter Form, sprich bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes als Injektion oder Infusion). Allerdings können bis zur Rückbildung klinischer Symptome und der vollständigen Normalisierung des Blutbildes einige Wochen verstreichen.
Erhöhte Vitamin B12-Werte im Blut treten bei Verwertungsstörungen des Vitamins auf, bei denen die Aufnahme ins Gewebe misslingt, zudem bei Nierenfunktionsstörungen in Verbindung mit einer gesteigerten Aufnahme. Weitere Gründe für auffällige Serumspiegel sind Lebererkrankungen und Krankheiten des Knochenmarks, Infektionen und bösartige solide Tumore.
Bei auffällig erhöhtem Vitamin B12-Spiegel sollte dessen Ursache gesucht werden. Zunächst können weitere Laborparameter in Richtung einer Störung der Leber, Nieren oder Blutbildung weisen, zudem vermittelt der Ultraschall einen ersten Eindruck von den Eingeweiden. Je nach Befundlage werden weitere Untersuchungen angeschlossen.
Je nach Ursache und Ausprägung der Erkrankung kann der Mangel an Vitamin B12 bei geeigneter Therapie innerhalb weniger Wochen behoben werden. Allerdings sollte darauf geachtet werden, die Therapie ausreichend lange, gegebenenfalls dauerhaft durchzuführen.
- Heinrich, P. C. , Müller, M., Graeve, L.: Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie, Springer Medizin Verlag, 10. Auflage, 2022
- Vitamin B12, https://www.dge.de/... (Abrufdatum: 03.08.2023)
- Perhofer, K. G. (24. Juni 2021). Erhöhte Vitamin-B12-Spiegel. MMW – Fortschritte der Medizin.