Immer mehr deutsche Mediziner wandern aus. Hinter der Schweiz ist Österreich das europäische Land, in das es die meisten deutschen Ärztinnen und Ärzte ziehen. In den Jahren 2018 und 2019 sind knapp 500 Mediziner aus der Bundesrepublik nach Österreich abgewandert. Doch was macht die Alpenrepublik für deutsche Ärzte so interessant?
Ärztemangel in Österreich
Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) forderte angesichts des europaweiten Wettbewerbs um Ärztinnen und Ärzte, den Standort Österreich für Mediziner von der Ausbildung an attraktiver zu gestalten. Dafür sollten nicht nur die Anzahl der Studienplätze erhöht werden, sondern auch mehr Ressourcen für die Ärzteausbildung in den Spitälern aufgebracht werden.
Laut OECD schließen in Österreich allerdings bereits jedes Jahr überdurchschnittlich viele Absolventen ein Medizin-Studium ab (im Schnitt 14,4 Personen pro 100.000 Einwohner). Es fehlt der Alpenrepublik also nicht an Studienplätzen oder gut ausgebildeten Nachwuchsmedizinern. Jedoch wandern jedes Jahr nicht wenige österreichische Ärzte nach Studium und Approbation für eine längere oder dauerhafte berufliche Tätigkeit ins Ausland aus. Beliebteste Länder dabei sind die Schweiz und Deutschland. Im Gegenzug zu diesem Trend sind in den vergangenen Jahren zunehmend Ärzte aus dem Ausland nach Österreich gekommen. Gerade aus der stationären Versorgung sind die Fachkräfte aus den Nachbarländern nicht mehr wegzudenken.
Mehrheit der ausländischen Ärzte kommt aus Deutschland
Laut der ÖÄK-Ärztestatistik 2019 stammen aktuell rund 12 % der in Österreich tätigen Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland. Das am stärksten vertretene Herkunftsland ist Deutschland (2.355 Mediziner). Mit bereits großem Abstand folgen Italien (639) und Ungarn (498). Im Jahr 2019 ist die Zahl der Mediziner aus Deutschland, die in Österreich eine berufliche Tätigkeit ausüben, um 204 gestiegen. Die Tendenz nimmt also weiterhin zu.
Doch aus welchen Gründen entscheiden sich deutsche Mediziner, ihr Heimatland zu verlassen und stattdessen in Österreich praktizieren zu wollen? Viele stören die eher schlechten Arbeitsbedingungen in Deutschland – gerade in den Krankenhäusern. Aber auch der hohe Arbeitsdruck kann sich negativ auf ein erfülltes Berufsleben auswirken.
Gehalt hängt stark vom Fachbereich ab
Für den Wechsel nach Österreich sprechen neben der geografischen Nähe und der gleichen Sprache auch ähnliche Lebensbedingungen wie im nördlichen Nachbarland. Darüber hinaus gelten in beiden Ländern EU-einheitliche Rahmenregelungen und die Gesundheitssysteme sind vergleichbar.
Zwar liegt das Gehalt eines Assistenzarztes in Österreich mit 12 % noch deutlich unter dem Gehalt, das durchschnittlich in Deutschland gezahlt wird. Der Verdienst eines leitenden Arztes liegt im Schnitt jedoch auf einem ähnlichen Niveau. Ein direkter Vergleich der Brutto-Gehälter ist allerdings nicht aussagekräftig, da man die Lebenshaltungskosten sowie die Besteuerung in Österreich berücksichtigen muss. Beide variieren in Österreich stark und sind abhängig von Lebensstand und Wohnort. Außerdem ist für das Gehalt auch der Fachbereich entscheidend, in welchem ein Arzt praktizieren möchte.
Spitzenplätze für die Lebensqualität
Bei den Arbeitsbedingen gelten in Österreich wie in Deutschland große Unterschiede. Die Kliniken sehen sich häufig einem Kostendruck ausgesetzt, der zu effizientem Arbeiten zwingt. Selbstständigen Ärzten bietet Österreich dagegen mehr Möglichkeiten, ihre Tätigkeiten selbst zu bestimmen.
Darüber hinaus ist das österreichische Gesundheitssystem weniger bürokratisch gestaltet, was zur Folge hat, dass die Ärzte unabhängiger von den Krankenkassen arbeiten können. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die hohe Lebensqualität in Österreich – gerade in Wien, das die Mercer-Bestenliste zur Bewertung der Lebensqualität in Städten seit Jahren anführt.
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