Harnwegsinfektionen sind unangenehm. Vor allem, wenn sie immer wieder auftreten, können sie auch psychisch belastend sein. Eine Studie aus Taiwan deutet nun darauf hin, dass eine vegetarische Ernährung das Risiko für Harnwegsinfekte deutlich senken könnte. Vor allem Frauen könnten demnach von einer vegetarischen Ernährung profitieren. Der Grund sind bestimmte E. coli-Bakterien, die über Fleisch in den Darm gelangen und von dort aus die Harnwege infizieren. Auch ein Zusammenhang mit dem hohen Ballaststoffanteil pflanzlicher Kosten wird vermutet.
Zusammenhang zwischen vegetarischer Ernährung und Harnwegsinfektionen vermutet
Die Studie wurde von Wissenschaftlern der Tzu Chi University in Hualien durchgeführt. An der Untersuchung beteiligten sich 9724 buddhistische Männer und Frauen, die über zehn Jahre lang begleitet wurden. 3040 der Probanden ernährten sich vegetarisch. Weitere Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Vorerkrankungen wurden für die Studie ebenfalls berücksichtigt.
Zu Beginn der Studie lag bei keinem der Teilnehmer eine Harnwegsinfektion vor. Im Laufe des Untersuchungszeitraums traten 661 Fälle auf. Das Erkrankungsrisiko für Vegetarier war dabei um 16 Prozent geringer als bei den restlichen Studienteilnehmern. Aufgrund dieser Ergebnisse vermuten die Forscher einen kausalen Zusammenhang zwischen vegetarischer Ernährung und dem Auftreten von Harnwegsinfekten. Besonders ausgeprägt zeige sich dieser bei Frauen und bei Nichtrauchern.
E. coli-Bakterien als Auslöser von Harnwegsinfekten
Wie hängen vegetarische Ernährung und Harnwegsinfektionen zusammen? Harnwegsinfekte werden in erster Linie durch eine bestimmte Variante von Escherichia coli ausgelöst. Diese sogenannten uropathogenen E. coli-Bakterien unterscheiden sich von den E. coli-Bakterien, die zur normalen Darmflora gehören. Sie finden sich etwa in belastetem Geflügel- und Schweinefleisch. Über die Nahrung gelangen sie in den Darm und vermehren sich dort. Nach dem Stuhlgang können die Bakterien über die Harnröhre in die Blase gelangen. Frauen sind deutlich häufiger von diesem Infektionsweg betroffen als Männer. Bei vegetarischer Ernährung entfällt das Infektionsrisiko über Fleisch.
Ballaststoffreiche Ernährung könnte Ausbreitung von Bakterien verhindern
Die Forscher aus Taiwan vermuten weiterhin, dass nicht nur der Verzicht auf Fleisch allein zu einem geringeren Risiko für Harnwegsinfektionen beiträgt. Vegetarische Kost enthält auch einen hohen Anteil an Ballaststoffen. Die könnten das Überleben eventueller Erreger im Darm erschweren.
Die Zusammensetzung der Darmflora unterscheidet sich bei Vegetariern und Mischköstlern. Bei Vegetariern hat sich die Zusammensetzung der Darmmikroben an die ballaststoffreiche Ernährung angepasst. Unter anderem enthält die Darmflora von Vegetariern mehr Bakterien, die Pflanzenfasern in kurzkettige Fettsäuren zerlegen. Dadurch sinkt auch der pH-Wert im Darm, was wiederum die Anzahl an E. coli-Bakterien verringert. Bestimmte Inhaltsstoffe pflanzlicher Lebensmittel haben zudem eine antibakterielle Wirkung. Ob tatsächlich ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Fleischverzicht und Harnwegsinfektionen besteht und wie dieser genau aussieht, müssen jedoch weitere Studien prüfen.